In Gold ein durchbrochenes, an der oberen Spitze mit einem Kreuz besetztes schwarzes Dreieck, durch das eine rote Schnur in Windungen gezogen ist  Das heutige Rheinzabern ist auf historischem Grund erbaut, böse Zungen würden vom Müllhaufen der Geschichte sprechen, und in der Tat trifft man auch jetzt noch unversehens auf Zeugnisse und Überbleibsel unserer Vorväter, sozusagen der römischen Deponie für Inertabfälle (Deponieklasse 0)
Leider zeigen sich Schätze heutzutage nicht in Form von Ruinen und Fundamenten, Gräbern und Schatzkisten, das wäre wohl zu einfach. Außerdem sind inzwischen wohl die wichtigsten Fundstätten bereits archäologisch erfasst und überbetoniert, geplündert oder schlicht weggebaggert worden.
Leider gingen die Leute in den letzten Jahrhunderten nicht ganz so zimperlich mit den Hinterlassenschaften unserer römischen Ahnen um, man dachte überwiegend praktisch und verbaute kurzerhand alte Ziegel wieder zu ansehnlichen Mauern und Wänden.
Was dem Bauer ein Stein im Acker war, war dem anderen mit der Kelle gerade gut genug. So kann man nur vermuten, was wohl damals alles zerstört wurde, sei es aus Unwissenheit oder schlicht aus der Not heraus geschehen.
Erst mit Wilhelm Ludowici, der eigentlich nach ganz anderen Schätzen in der Erde suchte, kam ein neuer Prozess in der Bevölkerung in Gange.

W_Ludowici  Wilhelm Ludowici
Geheimrat Dr. h.c. Wilhelm Ludowici (1855-1929)
war aus Leib und Seele Falzziegelfabrikant. Als solcher ein Segen für das strukturarme und überwiegend landwirtschaftlich geprägte Dorf. Mit der Ziegelindustrie brachte er Arbeit und Brot in die Gegend. Seinem Hobby (oder besser: seiner Passion) verdankt Rheinzabern seinen heutigen, geschichtlichen Rang in Europa: die Erforschung der heimatlichen Geschichte brachten Leben ins Dorf. Mit Hilfe seiner Schwägerin Elise Meidner verbrachte Wilhelm Ludowici wohl seine komplette Freizeit mit Katalogisieren und Dokumentieren von römischen Fundstücken.
Er zahlte Prämien an jeden, der etwas zur Sammlung beitragen konnte und veranlasste selbst, groß angelegte Grabungen. Wer in Rheinzabern das Fundament für sein Haus graben musste, überließ diese Arbeit doch gleich dem Ludowici-Bautrupp, der dies kostenlos erledigte und nebenbei kartierte, Funde dokumentierte und sicherte.
Übrigens blieb diese Tradition eine Familienverpflichtung und bis zur Schließung der Ludowici-Werke wurde sie fortgeführt.
Somit sorgte die Familie Ludowici dafür, dass Rom in Rheinzabern blieb!

Ludowici Falzziegelwerke: Carl Ludowici Jockgrim
Wie erwähnt, sind die großen Fundstätten erschlossen: Das Römerbad, die Tongruben, die alte Römerstraße, die Brennöfen, ein alter Brunnen…  Lediglich der alte Hafen wurde noch nicht entdeckt.
An Orten, wo man Funde vermutet, darf erst gar nicht ohne Denkmalamt gegraben werden.
Auch fehlen momentan Zeit und Geld für Ausgrabungen, so lässt man manche Stelle lieber brachliegen und erhält sie somit für die Nachwelt.  
Die meisten Felder wurden in den letzten zweitausend Jahren auch das ein- oder andermal umgepflügt, da ist inzwischen wohl alles gefunden worden.
Interessant wird es, wenn man durch Zufall auf einen Schuttberg stößt, der beim Aushub einer neuen Straße, bei Bahnarbeiten oder beim Roden eines Waldstückes angefallen ist.
Möglicherweise lag der Boden mal irgendwo auf der alten Römerstraße?
Die Römer damals unterschieden sich in ihrer Müllpolitik nicht sehr von uns: Alles was man nicht sehen mochte wanderte unter die Erde.
Daher füllte man den Untergrund der Römerstraße mit den Rückständen der Töpferindustrie, alles an Bruch und Fehlbränden, Resten von Töpferöfen, alte Baukeramik und dergleichen wanderte unters Straßenbett oder diente als Füllmaterial ausgedienter Brunnenschächte.
Hier mal einige gefundene Scherben, es handelt sich hauptsächlich um Fragmente von Terra Sigillata-Bilderschüsseln. Die beiden Scherben in hellem Ton (ohne Glanz) sind dicker und in Negativform, es sind also Bruchstücke einer Formschüssel:

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Weiterführenden Weblinks

Beim Betrachten der Scherben konnte ich einen Stempel identifizieren, einige Töpferstücke stammen aus der Werkstatt des CERIALIS. Weitere Details findet man hier und hier.
 
Ich möchte mal vermuten, daß die Töpferstücke absichtlich zerstört wurden, bevor sie zum Ausbessern der Wege und Straßen ihre letzte Verwendung fanden. Der Verdacht liegt nahe, daß es sich bei einigen Stücken um sogenannte B-Ware des Töpfers handelte.
Bei einigen Scherben sind die Deatils der Ornamente verschmiert, nicht schön ausgebildet oder schlecht gebrannt (es fehlt auch die Glasur).

Auffällig an der verzierten Keramik ist dieses immer wiederkehrende Band: Ein Stab und ein nach oben offener Bogen. Irgendwie habe ich mal überlegt, ob es wohl einer Art "Gardine" nachempfunden ist? Die Verzierung läuft meist am Rande der Schüssel entlang.

Inzwischen bin ich zumindest auf  die Bezeichnung gestoßen: man nennt es "Eierstab". Wikipedia: "...Ein sogenannter Eierstab schließt die verzierte Zone in der Regel nach oben ab." Wissenschaftlich bezeichnet, nennt sich das "Eierstabfresko": "...das ionische Kymation mit ausgeprägteren, konvexen Schmuckelementen, für das besonders die Eierstäbe typisch sind, plastische ovale Gebilde, die durch schmale Hohlstege getrennt sind." Siehe Wikipedia.
Die Bedeutung ist mir noch nicht ganz klar. Eine tolle Literatur dazu findet ihr auch hier: "Töpfer und Fabriken verzierter Terra Sigillata des ersten Jahrhunderts", von Robert Knorr aus dem Jahre 1865!
Dort findet man z.B. auch etwas zu unserem rheinzaberner Fabrikanten: Cerialis, auf S.71
Cerialis taucht auch in der Datenbank der römischen Töpfer auf, siehe hier, sein Wirken wird datiert auf die Jahre 115-160 n.Chr.

 

Dieser Stempel könnte VERECVNDVS zuzuordnen sein, siehe hier.

Inzwischen dürfte auch unbestritten sein, daß bereits unsere römischen Vorfahren Hühnerzucht betrieben (irgendwo muß schließlich das Motiv für den Eierstab herrühren!)

Huhn 

Baukeramik

Am häufigsten findet man bei Aushubarbeiten allerdings weniger das römische Tafelgeschirr sondern die Rückstände der Wohnbauten und der Töpferindustrie. Diese Baukeramik ist nicht auf den ersten Blick von modernen Ziegeln (ab 18. Jhrh.) zu unterscheiden.
Erst auf den zweiten Blick kann man Unterschiede in der Form und vor allem in der Materialstärke erkennen.
Beispiele hierfür sind z.B. die historischen Dachdeckungen. Die Dachziegel kommen häufig als Leistenziegel und Hohlziegel zu Tage.
Der Leistenziegel besitzt je eine hochstehende Leiste links und rechts an den Längsseiten. Je zwei aneinanderstoßende Leisten wurden mit einem Hohlziegel überdeckt. Man findet diese Art der Eindeckung auch unter den Begriffen: "flache Tegula und gewölbter Imbrex", hier eine anschauliche Grafik

Leisten-Hohl-Ziegel_2   Leisten-Hohl-Ziegel_3   Leisten-Hohl-Ziegel_1

Hier ein komplett erhalterner Ziegel:

römischer Ziegel

Diese Plattenziegel mit Hohlziegel hatte auch Ziegelfabrikant Wilhelm Ludowici im Programm. Die Ziegel, in Anlehnung an die römischen Funde, findet man in den alten Katalogen:

Prospekt 1909  Katalog 1914   Katalog 1957

Die römischen Ziegel zum Bau einer Mauer oder Decke waren schmal, vermutlich weil der Ton im Kern so besser eingebrannt werden konnte.

Ziegel_1  Beispiel für einen römischen Ziegel.
Gemauerte Ziegelwand  Gemauerte Ziegelwand.

Übrigens wurden die Plattenziegel nicht nur zur Eindeckung der Dächer genutzt. Sie hatten noch ganz andere, praktische Funktionen und daher findet man sie gerade in Rheinzabern sehr oft:
z.B. dienten sie als "Regalsystem" zum Einlagern des Brenngutes im römischen Brennofen.
Hier im Museum Rheinzabern eine Nachkonstruktion der Brennkammer:

Brennkammer_1

Im Nachhinein lässt sich natürlich kaum sagen, ob die gefundenen Ziegelplatten Reste eines Brennofens oder einer Dacheindeckung darstellen. Allerdings tauchen gerne im Umfeld der Platten sogenannte "Brennhilfen" auf.
Das sind oft zu Ringen geformte "Würste", die der Töpfer zur Stabilisierung der, zu brennenden Gefäße benutzte, damit die nicht umkippten. Der Verdacht liegt dann nahe, daß es sich eher um Reste (Abfälle) der Töpferindustrie handelt?
Brennhilfen_1   Brennhilfen_2   Beispiele für Brennhilfen

Gräber

Verwendung fanden die tönenernen Steinplatten auch bei der Bestattung Verstorbener, quasi als Ersatz für einen Sarkophag. Es war damals römischer Brauch, den Leichnam des Verstorbenen mit einer Art Mauer zu umgeben und mit Grabbeilagen zu versehen.
Entlang der heutigen Maximilianstrasse befindet sich westlich ein grosses Grabfeld, vermutlich handelt es sich um einen alten, römischen Friedhof, eher noch um eine Art Gräberstrasse.
Beim Aushub des Kellers für den Neubau von Haus Nummer 23 traf man in den Siebziger Jahren auf unberührte Gräber, ein bis heute seltener Fund.
Elisabeth Kneisel hat noch einige, alte Fotos gefunden, vielleicht tauchen auch die Originale nochmal auf?

Römergrab_4   Hier sind die Ziegelplatten unschwer zu erkennen.

Römergrab_1   Römergrab_2   Römergrab_3  Die sterblichen Überreste haben ungefähr 1700 Jahre überdauert.

Leider wurde in der Vergangenheit vieles versäumt, vielen Funden wurde zu wenig Aufmerksamkeit zuteil. So ging manches für die Nachwelt unwiderruflich verloren.
Es ist eine unausgesprochene Tatsache, daß viele Häuslebauer mit Angst vor dem Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie nachts ihre Keller aushoben und alle historischen Spuren heimlich beseitigten, um dem gefürchteten Baustop zu entgehen.