Der Ortsname von Rheinzabern (Zabern am Rhein) lässt sich, ähnlich wie bei Zabern im Elsaß, von einem römischen Dorf angleicher Stelle -„Tabernae"- herleiten. Er ist für Rheinzabern in antiken Handbüchern und einer Reiselandkarte belegt. Der Ort lag an der wichtigsten römischen Verkehrsstraße entlang des linken Rheinufers. Rasthäuser (Tabernae) an einer Furt der Straße durch den Erlenbach waren wohl der Kern der für die Zeit ab ca. 20-30 n.Chr. nachgewiesenen Siedlung, die sich im Laufder Zeit zu einem blühenden Handwerkerdorf entwickelte. Wegen der guten und reichlichen Tonvorkommen am nahen Otterbach betrieben etwa in den Jahren 50-80 n.Chr. die Mainzer Legionen der Römer hier ihre wichtigste Truppenziegelei. Die Existenz eines Kastells in oder bei Rheinzabern während dieser Zeit ist fraglich. Danach wurde in zivilen Betrieben weiter geziegelt.
Etwa um 155 n. Chr. siedelten sich spezialisierte Töpfer an und bauten die größte Manufaktur für Tischgeschirr (Terra Sigillata) nördlich der Alpen auf, die große Teile Nordwesteuropas, von England bis in den gesamten Donauraum, belieferte.
Infolge der Germaneneinfälle ins Römerreich zwischen 259 und 276 kam die Sigillata-Produktion weitgehend zum Erliegen. Im 4.Jahrhundert erholte sich die Siedlung. Später wurde auch wieder eine Truppenziegelei betrieben, vielleicht auch ein kleines Kastell errichtet. Trotz des Zusammenbruchs des römischen Grenzschutzes im Jahre 406 n.Chr. hielt sich die romanische Bevölkerung in Tabernae wahrscheinlich noch weit bis ins 5.Jahrhundert. Eine Besiedlungskontinuität ist auf aufgrund des überlieferten Ortsnamens wahrscheinlich.
Mutterdorf des mittelalterlichen Rheinzabern dürfte jedoch dasehemalige bischöflich-speyerische Dorf Wanzenheim gewesen sein, an dessen Namen noch eine ehemalige Mühle erinnert.
Bereits 1176 war Wanzenheim eine „grangie" - ein Hubhof - des 1148 gegründeten Zisterzienserklosters Eußerthal.
Rheinzabern war wiederholt Aufenthaltsort der Speyerer Fürstbischöfe, die sich in einer Urkunde des Kaisers Karl IV. von 1366 ihre erworbenen Rechte und Freiheiten bestätigen ließen, u.a. mit Geleits- und Zollrecht.
Rheinzabern war befestigt und wurde von einem Schultheißen verwaltet, der mit seinen Schöffen richterliche Gewalt innehatte und über ein eigenes Gerichtssiegel verfügte. Das Handwerk prägte die am Knotenpunkt bedeutender Verkehrswege liegende Stadt.
Rheinzabern ist der Geburtsort des Reformators Paul Fagius (1505-1549), einem Zeitgenossen Martin Luthers, doch fand dessen Lehre in Rheinzabern keine Verbreitung.Im 30-jährigen Krieg wurde Rheinzabern mehrmals von feindlichen Truppen verwüstet. Auch in den Reunionskriegen (1688-1693), im spanischen und im österreichischen Erbfolgekrieg, zuletzt beim Durchzug der Panduren im Jahre 1744, wurde der Ort geplündert und zerstört. Der Wiederaufbau des ehemals umwehrten Ortskerns und die Vergrößerung des Dorfes wurden durch die französischen Revolutionsheere 1793 und den Durchmarsch der deutschen Verbündeten 1815 gestört.
Nach dem Bau der Bahnlinie Germersheim - Wörth 1876 entwickelte sich Rheinzabern zu einem „blühenden Industriestädtlein".In den Kriegen 1914/18 und 1939/45 blieb unser Ort von größeren Schäden Gott sei Dank verschont.Heute zählt der Denkmalort Rheinzabern nahezu 5.000 Einwohner. Neue Baugebiete wurden erschlossen und zusammen mit dem alten Ortsgebiet mit Einrichtungen einer modernen Infrastruktur ausgestattet. Rheinzabern hat sich mehr und mehr vom Dorf bäuerlicher Prägung zur Wohngemeinde mit umfangreichem Dienstleistungsgewerbe und lebendigem Kulturleben entwickelt.
Ausschnitt aus dem Ortsplan, mit freundlicher Genehmigung des Gewerbekreises Rheinzabern.
Erbaut 1876 als Schulhaus zum „Nutzen und Frommen" der Jugend.
Seit 1977 Terra Sigillata-Museum. Umbau und Sanierung in den Jahren 2005/2006, Eröffnung August 2007 Museum
Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Samstag von 11:00 bis 15:00 Uhr
Einlass bis 14:30 Uhr.
An Sonn- und Feiertagen von 11:00 bis 17:00 Uhr
Einlass bis 16:30 Uhr.
Zeitweilig Residenz des Fürstbischofs zu Speyer bis in das Jahr 1188. Später vom Fürstbischof privilegierte Herberge, wo jeder Quartiersuchende zuerst anfragen musste. Der Engelwirt war auch von der Getränkesteuer, dem sog. „Ungeld" befreit. Nach Verlagerung der Residenz in das neu erbaute Schloss Bruchsal befreite der Fürstbischof Ulrich II., Graf von Rechtenberg (1178 — 1189), das Gasthaus vom sogenannten „Ungeld", einer Art Verbrauchssteuer.
3 Fachwerkensemble Hoppelgasse Nr. 1 bis 3
Erbaut Anfang bis Mitte des 18. Jahrhunderts. Die Hoppelgasse, früher „Alte Straße", führte zur Erlenbachfurt.
Standort des südlichen mittelalterlichen Wehrturms. Er wurde um 1750 abgebrochen.
Ältestes Gasthaus im Dorf, erbaut 1706 von Hans Wilhelm Welker und seiner Frau Anna Maria. Seit 1708 Gasthaus zur „Krone", ab 1826 im Besitz der Familie König.
Datiert ins 3. Jh. n. Chr., freigelegt und rekonstruiert 1966, saniert 2001.
Die sogenannten „Napoleonsäulen" sind Überreste des ehemaligen „Kaisergartens", der 1809 nach Anordnung Napoleons I. bei der heutigen Straßeneinmündung Rappengasse/Faustinastraße angelegt wurde. Der „Park" diente zwischen 1819 und 1832 als Friedhof. Die Säulen wurden im Zuge von Straßenbauarbeiten 1981 an ihrem jetzigen Standort beim Kindergarten Faustinastraße aufgestellt. Unter der leichten Erhebung der Rasenfläche Richtung Turn- und Festhalle befindet sich die ehem. Römerstraße.
Im Nebengebäude des Kindergartens Faustinastraße befinden sich an ihrem Original-Fundort zwei gut erhaltene römische Brennöfen für Ziegel- bzw. Keramik-Herstellung, die sog. Terra Sigillata.
Sie gehörten zu den ausgedehnten Töpfereien und Ziegeleien des römischen Gewerbegebietes am Südrand der ehemaligen Töpfersiedlung „Tabernae". Die 1902 und 1978 ausgegrabenen Brennöfen sind nach Vereinbarung mit dem Terra Sigillata-Museum, Tel. 07272/955893, zu besichtigen.
Die Mitte des 19. Jahrhunderts errichtete Scheune wurde aus römischem Fundmaterial erstellt und ist eine von vielen dieser Art in Rheinzabern. Gut zu erkennen sind hellrote Leisten- und Firstziegel, grünlich verschmolzene Lehmziegel aus den Brennöfen sowie weiße und rote Sandsteinquader, die als Fundamente römischer Fachwerkbauten dienten. Die Gebäude werden dem Maurer und Ziegler Michael Kaufmann zugeschrieben. Er betrieb auch einen blühenden Handel mit den im Zuge der Baumaterialgewinnung aus gegrabenen Fundstücken. Die große Nachfrage konnte schließlich nur noch mit Fälschungen gedeckt werden.
Die ehemalige Gaststätte „St. Hubertus" betrieb einen Bierausschank der Brauerei Schott (vgl. N25r. ). Von 1948 bis 1950 wohnte hier die Schriftstellerin Elisabeth Langgässer. In ihrer Erzählung „Das Wirtshaus am Dorfende" hat sie das Haus und seine Umgebung literarisch verewigt.
Der Weg über die Badgasse führte früher zur „Badstube" am Erlenbach. Die alten Fachwerkhäuser vermitteln noch heute das bäuerlich dörfliche Flair vergangener Jahrhunderte.
Die ehemalige herrschaftliche Ziegelhütte wurde im Jahre 1900 abgerissen.
13 Römischer Friedhof - Maximilianstraße 23 bis 35
Die Maximilianstraße führt in die Gewanne „Oberstboth", in der sich ein Friedhof mit Skelettgräbern des 4. und 5. Jahrhunderts befand. Er zählte zu den drei großen Friedhöfen der Römerzeit, die damals den Ort umsäumten.
Eine mehrstufige Waschbank aus Sandsteinen direkt neben der Brücke, leider bei früheren Sanierungen zugeschüttet, war den Frauen einst eine große Hilfe beim Reinigen ihrer großen und kleinen Wäsche mittels des Wassers aus dem Erlenbach. Mit dem Gang über die Erlenbachbrücke erreichen wir den „Flachsmarkt". Zur Zeit des Flachsanbaues fand hier alljährlich im Herbst für Rheinzabern und Umgebung der Flachs-Markt statt. An den Frontseiten der angrenzenden Fachwerkbauten aufgehängt und geschützt durch die Vordächer, trocknete und reifte früher der Tabak.
Hier war der vermutliche Standort des östlichen mittelalterlichen Wehrturms.
Etwa am Standort des früheren Flachsmarktbrunnens wurde nach einer Planstudie von Richard Ößwein (früher Rheinzabern) und nach Planung von Architekt Achim Stadter der “Flachsmarktbrunnen” neu errichtet und am 25.8.2017 unter Ortsbürgermeister Gerhard Beil eingeweiht.
Die zweiläufige Treppenanlage wurde 1780 als Südaufgang zur Kirche erbaut. Der linke Treppenaufgang war für die Männer, der rechte für die Frauen bestimmt. Während des 2. Weltkrieges (1939 - 1945) beschädigt, wurde sie 1955 bzw. 2002 restauriert.
Die Umbauung wurde Mitte des 18. Jahrhunderts auf der alten Kirchhofmauer errichtet. Mit dem Abriss des alten Rathauses brach man 1828 die Umbauung auf der Westseite auf. 1892 fiel das Eckhaus, das sogenannte „Leopoldseck". Der 1939 verfügte Abriss der restlichen, südlichen Umbauung wurde aufgrund des Kriegsausbruches nicht vollzogen. Seit einer tiefgreifenden Renovierung im Jahre 1993 dient das Ensemble mit Wachthaus, Scheune und Haus als Kulturzentrum.
18 Kath. Pfarrkirche St. Michael
Als Wehrturm 1479 erbaut, erhielt der Turm 1787 sein heutiges Aussehen mit Achteck und Helm - das Wahrzeichen Rheinzaberns. Das Kirchenschiff entstand 1777/78 als Erweiterung einer mehrfach zerstörten Kleinkirche. Während der französischen Revolution 1794 diente die neue Kirche vorübergehend als Spital und Heumagazin. Die letzte Renovierung erfolgte außen 1992 und innen 2005.
Unmittelbar neben der Kirche steht das älteste bekannte Schulhaus des Ortes, das ebenfalls Teil der Kirchenumbauung ist. In das holzprofilierte Eingangsportal sind das ursprüngliche Wappen von Rheinzabern und die Jahreszahl 1766 eingeschnitten. 1984 renoviert, dient es seit 1986 als Pfarrheim.
Bis in die Neuzeit stand hier der herrschaftliche Zehntspeicher, an dessen Mauern zu Marktzeiten die Krämer ihre Waren auslegten. Das Gebäude wurde 1754 abgetragen. Von diesem Zeitpunkt an bis zum Jahre 1816 diente das frei gewordene Gelände als Friedhof.
Als Senke zeichnet sich der mittelalterliche Stadtgraben heute im Gelände ab. Zum Ort hin schloss sich ein Palisadenzaun mit vier Wehrtürmen (Pforten) an. Der Graben hatte Verbindung zum Erlenbach und konnte von dort mit Wasser gefüllt werden. Der Palisadenzaun bestand aus gewaltigen in den Boden gerammten Baumstämmen.
Der Großteil der Gebäude der Hauptstraße brannte 1744 beim Durchzug kaiserlich bayerischer Truppen und der Panduren nieder. Der Wiederaufbau begann 1746. Die stattlichen Häuser zeugen noch heute vom Wohlstand des Marktfleckens. In der Hauptstraße, auch Niederdorf genannt, fand bis 1931 der Markt statt. Nicht nur an Markttagen sorgten sieben Wirtshäuser für das leibliche Wohl der Bürger und der Reisenden. 1779 beherbergte eines der Häuser den Herzog von Weimar in Begleitung von Johann Wolfgang von Goethe.
Standort des nördlichen mittelalterlichen Wehrturms. Der Turm wurde 1838 abgebrochen.
Das älteste Schulhaus unserer Nachbargemeinde Hatzenbühl wurde dort 1823 abgetragen und hier wieder aufgebaut. Es war das Elternhaus der 1893 in Rheinzabern geborenen Malerin Elisabeth Wolf, die bis 1942 hier lebte.
Ab 1873 braute die Brauerei Schott in Rheinzabern Bier. Von den weitläufigen Brauereianlagen sind noch das Sudhaus, die Stallungen und die Bahnhofsgaststätte, erbaut 1899, erhalten.
Stilistisch gehört der Bahnhof Rheinzabern zum sogenannten „Rundbogenstil", der durch die Architektur der Münchener Ludwigstraße sowie die Bauten Weinbrenners in Karlsruhe beeinflusst ist. Eröffnet wurden der Bahnhof und Bahnlinie Germersheim - Wörth am 24. 07. 1876. Zur Einweihung schrieb der Dichter Viktor von Scheffel das Lied vom blühenden Industriestädtlein.
Vermutlicher Standort des westlichen mittelalterlichen Wehrturms.
28 Römerbad (außerhalb des Rundganges)
Das separate Badegebäude eines römischen Gutshofes liegt am Ufer des Otterbachs zwischen Jockgrim und Rheinzabern. Ein Gedenkstein erinnert an seinen Fundort. Ein Modell der ausgegrabenen Reste ist im Museum zu besichtigen. Das Römerbad kann auch auf einer 12 km langen Route erwandert werden. Wanderweg siehe Wandertafel bei der Hütte des Pfälzerwaldvereins am Bauernwald.
Terra Sigillata Museum Rheinzabern e.V. Hauptstraße 35, 76764 Rheinzabern Öffnungszeiten: Mittwoch bis Samstag 11.00 bis 15.00 Uhr Herausgeber: Layout und Redaktion: Fotos und Zeichnungen: © 2010 Gemeinde Rheinzabern
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